Aktionsform
Vernissage
Infobox
Lernziel |
Kopf, Herz |
Aktivierung |
darbietend, interaktiv, erarbeitend |
Konkretisierung |
bildhaft, unmittelbar
|
Sozialform |
Einzelarbeit, Partnerarbeit, Gruppenarbeit, Plenum |
Lernphase |
Erarbeiten, Integrieren, Auswerten |
Material/ Medien |
Flipchart-Blöcke, Stifte, Wachsmalkreiden, Klebestifte |
Verwandte |
Collage, Gruppen-Speed-Dating, Kugellager, Prototyping, Aktive Textarbeit |
Teilnehmerzahl |
mindestens 5 |
Zeit |
20 bis 120 Minuten |
Vernissage oder: Markplatz, Galerie bzw. Gallery Walk, Postermarkt
Texte, Grafiken oder Arbeitsergebnisse werden als Plakate, Poster oder Werkstücke wie in einer Ausstellung im Raum präsentiert und gemeinsam begutachtet und kommentiert.
1. Einsatzmöglichkeiten
- um das Ergebnis von Gruppenarbeiten im Plenum zu präsentieren
- um unterschiedliche Lösungsvarianten zu ein und derselben Aufgabe zu vergleichen
- um einen Überblick zu einem inhalts- und facettenreichen Thema zu geben
- als alternative Form des Vortrags
2. So wird’s gemacht
Variante 1: „Flanieren in der Galerie“
- Vergeben Sie Arbeitsaufträge, bei denen als Ergebnis ein Flipchart-Poster gestaltet werden soll.
- Lassen Sie die Arbeitsaufträge in Einzel-, Paar- oder Gruppenarbeit bearbeiten.
- Räumen Sie ein zusätzliches Zeitfenster für die Ausarbeitung des Posters ein. Die Poster sollen so gestaltet sein, dass der jeweilige Arbeitsauftrag ersichtlich ist und das Plakat ohne weitere Erläuterung verstanden werden kann.
- Sind alle Poster fertiggestellt, dann wird die Ausstellung freigegeben. Jeder darf nun die Plakate der anderen sichten.
- Legen Sie vor der „Galerie-Runde“ fest, ob und in welcher Form Anmerkungen und Fragen zu/auf den Plakaten vorgenommen werden können.
- Wurden die Plakate in Gruppenarbeit erstellt, dann legen Sie auch fest, ob die Gruppe geschlossen von Station zu Station wandert oder sich mit Ende der Erarbeitungsphase auflöst.
- Jeder verweilt so lange an einem Poster, wie es für angemessen erachtet wird.
Variante 2: „Galeriebesuch mit Künstlergespräch“
- Vergeben Sie Arbeitsaufträge, bei denen als Ergebnis ein Flipchart-Poster gestaltet werden soll.
- Lassen Sie die Arbeitsaufträge in Einzel-, Paar- oder Gruppenarbeit bearbeiten.
- Räumen Sie ein zusätzliches Zeitfenster für die Ausarbeitung des Posters ein. Sind alle Poster fertiggestellt, dann startet die Ausstellung.
- Bei kleinen Gruppen:
Die gesamte Seminargruppe schreitet nun geschlossen von Plakat zu Plakat. Der/Die jeweilige „Künstler(in)“ erläutert nun das Poster. In diesem Fall ist es nicht erforderlich, dass das Plakat selbsterklärend ist. Die anderen TN können jeweils Fragen zu den Plakaten stellen.
Bei größeren Gruppen:
Bei größeren Gruppen ist die gemeinsame Sichtung aller Poster schlechter möglich oder sehr zeitintensiv. In diesem Fall gehen Sie vor wie in Variante 1 beschrieben – allerdings verweilt von jeder Gruppe ein Mitglied beim eigenen Poster um den „Flaneuren“ Rückfragen zu beantworten und Erläuterungen zu liefern. Achten Sie darauf, dass gewechselt wird und die Aufgabe des Erläuterns nicht bei einem einzigen Gruppenmitglied hängen bleibt.
- Die Verweildauer der Gruppe bei einem Poster ist theoretisch nicht begrenzt, praktisch empfiehlt es sich aber, das Prinzip „In der Kürze liegt die Würze“ zu beherzigen und die Vorstellung eines einzelnen Posters auf wenige Minuten zu begrenzen.
Variante 3: „Die Galerie-Führung“
- Poster sind durch den SL erstellt und im Gebäude verteilt.
- Die Gruppe geht nun gemeinsam mit dem SL von Plakat zu Plakat. An jedem Plakat erfolgt ein „Minivortrag“ des SL.
- Auf diese Weise entsteht ein „bewegter“ Vortrag.
Variante 4: „Galerie-Rallye“
- Die TN erhalten einen „Laufzettel“, mit dem die Reihenfolge festgelegt wird, in der die Stationen besucht werden.
- Der Laufzettel kann auch mit konkreten Handlungsanweisungen versehen werden („Halten Sie an jeder Station die für Sie wichtigste Erkenntnis in einem Satz fest“).
3. Didaktisch-methodische Hinweise
Die "Vernissage" ist eine beliebte Aktionsform, um Themen im Plenum so zu präsentieren, dass die TN selbstgesteuert ihrer Neugierde folgend die Inhalte erschließen. Die lockere Atmosphäre bringt TN und SL – wie es auch bei der Eröffnung einer Kunstausstellung bekannt ist – in schnellen und vielseitigen Austausch. Die Aufgabe des SL liegt primär darin, die Rahmenbedingungen klug zu organisieren (Aufgabe, Raum, Zeit) und zu gestalten (ggf. Getränke, Hintergrundmusik etc.). Im Unterschied zu Präsentationen im Plenum, die zeitlich mitunter aus dem Ruder laufen und bei der sich präsentierte Ergebnisse häufig wiederholen, ist diese Aktionsform für den SL gut steuerbar.
Die Aktionsform "Vernissage" hat ihre didaktischen Grenzen dort, wo die Themen komplex und erklärungsbedürftig sind. In solchen Fällen sollte der SL anschließend im Plenum auf wichtige Themen, Inhalte usw. hinweisen und in übergeordnete Zusammenhänge einordnen. Sind die Werkstücke das Ergebnis einer längeren Projekt-, Arbeits- oder Lernaufgabe, sollte dem einzelnen TN ausreichend Zeit eingeräumt werden, um seine intensiven Anstrengungen mit gebotener Aufmerksamkeit im Plenum zu würdigen (vgl. die oben beschriebene Variante 2).
Die „Vernissage“-Methode lässt sich vielfältig variieren – auch über die oben skizzierten Varianten hinaus.
Variation in der Erarbeitungsphase
- Alle erhalten den gleichen Arbeitsauftrag: Wenn alle den gleichen Arbeitsauftrag bearbeiten, dann lassen sich die unterschiedlichen Ausarbeitungen vergleichen. Unterschiedlich gesetzte Schwerpunkte lassen sich dann herausarbeiten.
Beispiel für einheitlichen Arbeitsauftrag: Skizzieren Sie, wie Ihrer Meinung nach der typische Verlauf einer Produkteinführung aussieht. Nennen Sie die Phasen, Meilensteine, Ereignisse… Markieren und begründen Sie besonders kritische Zeitpunkte!
- Es werden unterschiedliche Arbeitsaufträge bearbeitet: Mit unterschiedlichen Arbeitsaufträgen lassen sich viele Facetten eines Themas schnell erschließen.
Beispiel für unterschiedliche Arbeitsaufträge zum Thema „Erfolgreich präsentieren“: Entwerfen Sie eine Checkliste mit den wichtigsten Punkten für …
Arbeitsauftrag 1 - die Vorbereitung einer Präsentation,
Arbeitsauftrag 2 – die Auswahl geeigneter Medien,
Arbeitsauftrag 3 - die Zielgruppenanalyse,
Arbeitsauftrag 4 - die Ausgestaltung der Eröffnungsphase.
- Es wird zusätzliches Material ausgegeben: Die Teilnehmer erhalten als Arbeitsgrundlage Materialien und filtern die zentralen Punkte für das Poster aus, zum Beispiel aus einem Leittext.
- Ergebnissicherung mit „Audio Guides“: Zusätzlich oder anstelle des Posters wird das Ergebnis des Arbeitsauftrags auf einem Diktiergerät oder MP3-Player aufgenommen. Die Darbietung erfolgt dann nicht ausschließlich visuell über das Plakat, sondern auch auditiv. Das Abspielgerät verbleibt bei der jeweiligen Station.
Bei dieser Form ist nicht nur der logistische Aufwand höher – man muss auch zusätzliche Zeit für die Formulierung eines Textes und das Besprechen des Recorders einplanen.
Variation bei der Vorstellung der Poster
- Einfach: Die Arbeitsgruppen bleiben zusammen, so wie in der Erarbeitungsphase.
- Belebend: Für die Vorstellungsphase werden die Gruppen neu durchmischt.
- Synchron: Für die Betrachtung der Poster und Exponate wird ein festes Zeitfenster festgelegt, zum Beispiel je 5 Minuten. Dann wechseln alle zur jeweils nächsten Station. In diesem Fall ist es sinnvoll, den anstehenden Wechsel mit einem akustischen Signal anzukündigen (zum Beispiel mit einer Glocke).
- Theater: Das Galerie-Motto lässt sich spielerisch ausgestalten durch entsprechende Verkleidung, Häppchen, Sektgläser, eine Eröffnungsrede etc.
Die Erarbeitung des Posters ist von zentraler Bedeutung. Hier erfolgt die Auseinandersetzung mit dem Lerngegenstand. Bei komplexen Themen fühlen sich TN in Einzelarbeit häufig überfordert, hier sollte man eher auf Partnerarbeit oder Gruppenarbeit setzen.
Inhalte und Erkenntnisse können entweder ausschließlich aus der Gruppe kommen, in geeigneten Gruppenarbeitsformen, wie zum Beispiel dem Kugellager, erarbeitet werden oder aus vorbereiteten Materialien entlehnt werden, Texte lesen.
Nicht unterschätzt werden darf der gestalterische Aufwand der Plakate. Viele TN scheuen sich davor, ihre Werke vor anderen zu präsentieren, es empfiehlt sich darum eine kurze Einheit zum Thema Visualisierung vorzuschalten. In jedem Fall sollte man auch die Poster der TN in das Fotoprotokoll aufnehmen.
4. Vorteile / Chancen – Nachteile / Probleme
Vorteile / Chancen:
- vielfältig variierbar und mit anderen Methoden kombinierbar
- TN können im eigenen Tempo und nach individuellen Interessen die Inhalte erschließen
- jeder leistet aktiven Beitrag, hohe Wertschätzung der Einzelbeiträge
- „bewegte“ Lernform, verhindert reine Konsumhaltung
- zeitökonomische Form der Ergebnispräsentation im Plenum
Nachteile / Probleme:
- erfordert eine gewisse Medien- und Gestaltungskompetenz (selbst gestaltete Plakate wirken schnell lieblos und „hingeschludert“ )
- TN können sich gedanklich „ausklinken“; verleitet bisweilen zu themenfremden Gesprächen und Aktionen
- fachlich bedeutsame Erkenntnisse bleiben in der Menge der Inhalte unklar (was davon ist jetzt wichtig?)
- erhöhter Aufwand für Ergebnisdokumentation
- didaktisches Potenzial schwindet bei kleinen (<7) und sehr großen (>50) TN-Gruppen
Literaturhinweise
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Autor
Jan-Torsten Kohrs
Dr. Balkes rät
„Ich nutze die Vernissage gerne auch als Seminarabschluss. Ich hänge dazu großformatige Fotos, Bilder und Zitate verteilt im Seminarhaus auf. Die Bilder kann ich mit den wichtigsten Punkten und Erkenntnissen in Verbindung bringen. Mit der Gruppe mache ich mich dann auf einen Abschlussspaziergang und fasse das gesamte Seminar noch mal zusammen – die Verbindung aus Bewegung, Bild und Wiederholung sorgt dafür, dass sich an diesen Lernspaziergang alle noch lange erinnern können.“